Schon letztes Jahr haben wir mit Chris darüber geredet, dass wir dieses Jahr mit dem Rad nach Ungarn bzw. zu Balaton fahren sollen. Plan war in Juni zu fahren, da ich Karten für ein Spiel in Budapest für die Fußball EM 2020 habe, dann kann man quasi mit dem Rad hinfahren. Dann kam Corona, auch keine EM, Verschiebung unserer Tour auf August, dann mein Sturz und meine Schulter-OP, Absage von Chris…
Also wenn, dann fahre ich allein, aber nach 2 Monate null Sport, mal schauen ob das überhaupt klappt, wenn nicht, kann ich einfach mit dem Zug weiterfahren. Aber ich hatte schon Bock zu fahren, nicht probieren war also keine Alternative.
Ab Ende Juli konnte ich immer mehr fahren, kurz vor Start sogar eine Tagestour mit 160 km, Schulter und Beine haben mitgemacht, sah gut aus.
Tag 1 – Ingolstadt – Linz – 280 km 13 Stunden Bruttozeit
Am 12. August bin ich dann um 7 Uhr losgefahren, Plan war am Ersten Tag bis mindestens nach Passau zu kommen, erst ging über Pfeffenhausen Richtung Ergolding schön hügelig ohne Schatten dafür reichlich Gegenwind, dann bis Landau an der Isar entlang, in Landau habe ich endlich einen Laden gefunden, was über Mittag nicht zu war, und konnte meine Trinkflaschen füllen. Danach ging südlich von der Isar weg, an der Vils bis Vilshofen, da waren die letzten 10 km wieder im Schatten auf Schotter, geile Strecke, hat bei über 30 Grad richtig gutgetan.
In Vilshofen auf der Donaubrücke habe ich endlich jemand getroffen (eine Rennradfahrerin), mit der ich bisschen Windschatten und endlich Tempo fahren konnte 😊 (sonst war den ganzen Tag lang so gut wie nichts los auf der Strecke). In Passau angekommen (190 km), habe ich mir am Donauufer ein Bier gegönnt und nachdem es erst kurz nach 4 war habe ich für die Weiterfahrt entschieden. Gleich nach der Grenze führt der Fahrradweg an der B130 mal an der linken mal an der rechten Seite der Straße. Auch wenn auf der Landstraße nicht viel los war, war schon nervig alle 5 Minuten die Straße queren zu müssen…
Bei Engelhartszell die erste Fährenfahrt, dann bis zu Donauschlinge bei Au auf der linken Donauseite, in Au ging mit der Fähre wieder auf die rechte Seite (da hing ein Stahlblech mit einem Hammer, mit dem Hinweis bitte läuten, falls die Fähre auf der anderen Seite wäre 😊 ). Auf der Fähre habe ich dafür entschieden den kurvigen Teil der Donau zu lassen, und bis nach Linz zu fahren, vor Dämmerung sollte ich noch ankommen, hab auch schnell ein Hotelzimmer gebucht und ging auf der längsten Steigung des Tages weiter. 10 km vor Linz wäre noch eine Fährenfahrt nötig, da fuhr aber die Fähre nicht mehr, so musste ich die letzten Kilometer auf der Landstraße fahren, in Linz angekommen waren 280 km hinter mir, Check-In, 2mal Duschen, eine Pizza, das Champions League Spiel und 7 Stunden Schlaf vor mir.
Tag 2 – Linz – Wien – 216 km 10 Stunden Bruttozeit
Im Hotel nach dem Frühstück um 8 losgefahren und gleich in Linz verfahren, nachdem ich den Ausweg gefunden habe ging an dem Donauufer bis nach Wien, die Strecke bis Wien ist langweilig wie ein Baseballspiel. Nach 280 km am Vortag und bei einer Temperatur über 30 Grad ging der Tag richtig zäh voran. Es gibt ca. 10 Km, wo man auf der Landstraße auf Fahrradspur fahren muss, sonst ist 1A geteerter Fahrradweg an der Donau entlang. Mittag in Ybbs, dann weitergehts. Interessantes auf der Strecke das Kernkraftwerk Zwentendorf was das einzige Kernkraftwerk Österreichs ist das aber nie In Betrieb genommen worden ist, nach dem Bau gab eine Volksabstimmung, die gegen die Inbetriebnahme entschieden hat. Hätte man nicht lieber vor dem Bau abstimmen sollen? 😊
Egal. Beim Tulln, nach knapp 200 km waren schon die ersten Anzeichen des Sturmes zu sehen und zu spüren (stürmischer Gegenwind, yeah!). In Wien beim Kumpel bin ich dann genau um 18 Uhr angekommen, und eine Minute später kam der Flutregen. Glück gehabt.
Tag 3 – Wien – Győr– 135 km 6 Stunden Bruttozeit
Tag 3 war deutlich kürzer als die ersten beiden, und Ziel war eine kleine Brauerei kurz vor Győr, die erst um 17 Uhr aufmacht, konnte also länger schlafen und später starten.
Die ganze Strecke führt an der Donau entlang oder der direkte Weg, abwechslungsreich und ca. 30 km kürzer. Letzteren habe ich gewählt. Die erste 10 km bin ich mit einer Frau zusammengefahren, deren Rennrad älter war als ich, und deren Geräusche haben mir Angst gemacht, dass das Fahrrad gleich auseinanderfällt. Trotzdem fuhr sie in Jeans locker knapp 40…
Nach 35 km eine Fährenfahrt und gleich danach 20% Steigung. Südlich von der Donau ging bis zur ungarischen Grenze auf Landwirtschaftswegen, Schotterwegen und Windräder ohne Ende rundum. Die Strecke ist richtig spaßig. Vor der Grenze schnelles Mittagessen (Käsestange und Cola) beim Bäcker, dann ab der Grenze gibt es Fahrradweg, geteert aber in miserablen Zustand, da habe ich gewünscht, statt Gravelbike den Fully dabei zu haben.
Ich bin halbe Stunde früher bei der Brauerei angekommen, um 17 Uhr war mein Kumpel da und der Laden hat auch aufgemacht, 2 Bier gegönnt und noch paar Flaschen mitgenommen,dann waren wir kurz nach 6 in Győr.
Tag 4 – Győr – Siófok– 144 km 7 Stunden Bruttozeit
Der letzte Tag der Tour, mit einem Problem: ab Győr fast bis zum Balaton kein Fahrradweg, was noch schlimmer macht, es ist Samstag, und sehr gutes Wetter, heißt auf der Landstraße wird die Hölle los, Überlebenschance ist unterirdisch gering, muss also eine Alternative her. Bis Zirc kenne ich den Umweg. Gleich nach Győr hatte ich wieder eine spontane Begleitung 30 km lang, war schön eine Stunde im Windschatten fahren zu können. Bisschen später beim Flaschenfüllen habe ich den Tipp bekommen, dass ab kurz nach Zirc bis Veszprém der Fahrradweg „fertig“ ist nur noch nicht geteert ist, was aber für meine 42er Reifen kein Problem darstellt. So habe ich paar km doch auf der Landstraße fahren müssen, schön mittig in der Spur, damit keine auf die Idee kommt zu überholen, wenn Gegenverkehr gibt. Lieber paarmal angehupt zu werden als angefahren…
Wo versprochen, ging der Fahrradweg auf Schotter los, und gleichzeitig fing an zu regnen, bei 30 Grad warme Dusche, gibt’s schlimmeres. Halbe Stunde später war ich wieder trocken. Nach 120 km war endlich der See zu sehen, 15 km auf der Nordseite bis zur Fähre, Wartezeit mit Eis und Bier verbracht. Nach der Fährenfahrt nur noch 8 km bis zum Ziel.
Im Ziel gab dann ungarische Ratatouille, Bier und große Freude von Hanna („Papa, Papa! 😊“)
Insgesamt bin ich in 4 Tagen 775 km gefahren (Nettozeit knapp 33 Stunden, also auch in 2 Tagen machbar 😊 )
Schulter und Fahrrad haben fehlerfrei funktioniert (nur linkes Pedal knackt…), ich denke das war nicht die letzte Mehrtagestour mit dem Gravelbike. Vielleicht aber nicht alleine, ab und zu war doch schon langweilig.